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Was hat die Glaubenskongregation wirklich gesagt?

Die Notifikation und die darauffolgende Entwicklung

Am 6. Oktober 1995 veröffentlichte die Kongregation für die Glaubenslehre eine Notifikation in Bezug auf Die Botschaften von “Das Wahre Leben in Gott”. Das Dokument wurde von Kardinal Joseph Ratzinger (jetziger Papst Benedikt XVI.) unterzeichnet und hat folgenden Wortlaut:

Viele Bischöfe, Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen und Laien wenden sich an diese Kongregation mit der Bitte um ein maßgebendes Urteil über die Tätigkeit der in der Schweiz ansässigen griechisch-orthodoxen Frau Vassula Ryden, die weltweit in katholischen Gebieten ihre Worte und ihre Schriften als angeblich vom Himmel offenbarte Botschaften verbreitet.
Eine von dieser Kongregation vorgenommene aufmerksame und objektive Untersuchung in der Absicht, »die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind« (vgl. 1 Joh 4,1), hat — neben positiven Aspekten — ein Gesamtbild von wesentlichen Elementen gezeigt, die im Licht der katholischen Lehre als negativ betrachtet werden müssen. Abgesehen davon, daß der verdächtige Charakter der Art und Weise, mit der diese angeblichen Offenbarungen geschehen, im Auge zu halten ist, ist es geboten, auch einige in ihnen enthaltene doktrinäre Irrtümer hervorzuheben.
Unter anderem wird in zweideutiger Ausdrucksweise von den Personen der Heiligsten Dreifaltigkeit gesprochen. Das geht so weit, daß die kennzeichnenden Namen und Funktionen der göttlichen Personen verwechselt werden. In diesen angeblichen Offenbarungen wird eine drohende Periode der Vorherrschaft des Antichristen innerhalb der Kirche angekündigt. In chiliastischer Weise wird ein entscheidendes und glorreiches Eingreifen Gottes prophezeit, der im Begriff sei, auf Erden noch vor der endgültigen Ankunft Christi ein Zeitalter des Friedens und des allgemeinen Wohlergehens zu errichten. Im übrigen wird in nächster Zukunft eine Kirche erwartet, die eine Art pan-christlicher Gemeinschaft wäre im Gegensatz zur katholischen Lehre.
Die Tatsache, daß in den späteren Schriften der Ryden die obengenannten Irrtümer nicht mehr erscheinen, ist ein Zeichen dafür, daß es sich bei den angeblichen »himmlischen Botschaften« nur um die Frucht privater Meditationen handelt.
Im übrigen ruft Frau Ryden, die gewöhnlich an den Sakramenten der katholischen Kirche teilnimmt, obschon sie griechisch-orthodox ist, mancherorts in katholischer Umgebung nicht wenig Verwunderung hervor. Sie scheint sich über jede kirchliche Jurisdiktion und jede kirchenrechtliche Regelung zu stellen und verursacht faktisch eine ökumenische Unordnung, die bei nicht wenigen Autoritäten, Geistlichen und Gläubigen ihrer eigenen Kirche Mißfallen hervorruft, da sie sich außerhalb der Disziplin dieser Kirche stellt.
In Anbetracht dessen, daß, trotz einiger positiver Aspekte, die Aktivitäten von Vassula Ryden sich negativ auswirken, ersucht diese Kongregation, daß die Bischöfe einschreiten, ihre Gläubigen angemessen informieren und in ihren Diözesen keine Ausbreitung der Ryden´schen Ideen gestatten. Sie fordert schließlich alle Gläubigen auf, die Schriften und die Interventionen von Frau Vassula Ryden nicht als übernatürlich zu betrachten und den Glauben, den der Herr der Kirche anvertraut hat, rein zu bewahren.

Nachdem die Notifikation ausgestellt wurde, wurde Kardinal Ratzinger darauf bei mehreren Gelegenheiten seitens Befürwortern von Vassula Rydén angesprochen.

Auf einem regionalen Bischofstreffen im Jahre 1997, wurde Kardinal Ratzinger von einem brasilianischen Bischof, der Vassula Rydén unterstützt – Bischof Victor Tielbeek – angefragt, ob die Notifikation bedeuten würde, dass er damit aufhören solle, Vassula zu unterstützen. Kardinal Ratzinger antwortete: “Machen Sie weiter, wie Sie es bis jetzt getan haben, jedoch mit Besonnenheit.”
In einem Interview mit einem Theologen, Niels-Christian Hvidt, im Jahr 1999, wurde Kardinal Ratzinger nach der Notifikation gefragt und bemerkte dazu: “… Nein, die ‘Notifikation’ ist ein Warnschild, keine Verurteilung. Eine Person könnte man ohne Prozeß und Anhörung und ohne dass man die Gelegenheit gibt, ihre Sicht zuerst öffentlich darzulegen gar nicht verurteilen, rein verfahrenstechnisch betrachtet. Es wird gesagt: Vieles ist ungeklärt. Es sind fragwürdige apokalyptische Elemente enthalten und ungeklärte ekklesiologische Aspekte. Ihre Schriften enthalten viel Gutes, aber Spreu und Weizen sind vermengt. Deshalb haben wir die katholischen Christen ermahnt, das Ganze mit Vorsicht zu betrachten und es am Maß des beständigen Glaubens der Kirche zu messen.’

Vassula Rydén bat die Kongregation für die Glaubenslehre im Jahr 2000, ihren Fall wieder zu überdenken. Darauf hin schrieb Fr. Prospero Grech, OSA, Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre an Vassula Rydén im April 2002, um sie zu bitten, fünf Fragen zu klären, ‘um der Kongregation zu helfen, ein klareres Bild dessen zu erhalten, was Sie tun. ‘
Vassula Rydén antwortete ausführlich. Ihre Antwort wurde geprüft und angesichts dieser Antwort, hatte Vassula eine Audienz mit Kardinal Ratzinger. Bei diesem Treffen begrüsste Kardinal Ratzinger Vassula sehr freundlich, machte jedoch klar, dass es ihm nicht möglich sei, die Notifikation offiziell zurückzuziehen. Er bat dann Vassula Rydén, ihre Antwort auf den Brief von Fr. Prospero in jedem nachfolgenden Band ihrer Schriften zu veröffentlichen, und sie akzeptierte. Als Vassula Rydén im Begriff war zu gehen, fragte sie Kardinal Ratzinger, ‘Was wird Ihre Kongregation künftig darauf antworten, falls jemand die Frage stellt, ob die Notifikation immer noch ihre Gültigkeit hat?’. Er antwortete: “Wir werden antworten, dass die Situation nun geklärt wurde.”

Kardinal Ratzinger wurde daraufhin Papst Benedikt XVI. , nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. Und Kardinal Levada übernahm seine Position als der Leiter der Glaubenskongregation. Kardinal Levada wurde dann verschiedentlich angefragt, was die gegenwärtige Stellung in Bezug auf die Notifikation sei. Am 25. Januar 2007 wurde die nachfolgende ‘Klarstellung’ von der Glaubenskongregation (unter Levada) herausgegeben:

...Die Kongregation möchte folgendes feststellen: 1) Die Notifikation von 1995 bleibt als lehrmäßiges Urteil über die geprüften Schriften weiterhin gültig (s. Anlage 1). 2) Frau Vassula Rydén unterbreitete jedoch nach einem Dialog mit der Kongregation für die Glaubenslehre Klarstellungen bezüglich einiger problematischer Punkte in ihren Schriften und über die Natur ihrer Botschaften, die nicht als göttliche Offenbarungen, sondern vielmehr als ihre persönlichen Meditationen vorgelegt wurden (s.Anlage 2: Brief vom 4. April 2002, veröffentlicht in True Life in God, 10. Band.). Von einem normativen Standpunkt aus, der aus den oben genannten Klärungen folgt, bedarf es deshalb von Fall zu Fall einer umsichtigen Beurteilung hinsichtlich der realen Möglichkeit der Gläubigen, die Schriften im Licht der besagten Klärungen lesen zu können. 3) Letztendlich bleibt es für Katholiken nicht passend, an Gebetsgruppen teilzunehmen, die von Frau Rydén gegründet wurden. Bezüglich der Frage zu ökumenischen Treffen sollen sich die Gläubigen an die Anordnungen des Ökumenischen Direktoriums, an den Codex des Kanonischen Rechts (Canones: 215; 223,§2 und 383,§3) und an die Ordinariate der Diözesen halten.

Kommentar

Nichts von dem, was gerade gesagt wurde, stellt auf die eine oder andere Weise einwandfrei fest, ob die Botschaften von “Das Wahre Leben in Gott” echt sind. Gewiss kann man nicht sagen, dass die Notifikation 1995 nicht erlassen worden wäre, wenn die Botschaften von “Das Wahre Leben in Gott” echt wären. Weshalb? Weil die Kongregation für die Glaubenslehre 1959 eine Notifikation erliess, die die Verbreitung der Schriften von Maria Faustina Kowalska betreffend der Göttlichen Barmherzigkeit verbot. Dieses Verbot wurde erst nach beinahe 20 Jahren aufgehoben, und Maria Faustina Kowalska wurde daraufhin, am 30. April 2000, zu einer Heiligen erhoben. Also kann die Glaubenskongregation Fehler machen.
Genereller gesagt, ist es zweifellos der Fall, dass viele Personen, die von der katholischen Kirche nachträglich zu Heiligen ernannt wurden, in ihrem Leben von den kirchlichen Obrigkeit abgelehnt oder mit Argwohn betrachtet wurden. In seinem Interview mit Niels-Christian Hvidt erwähnte Kardinal Ratzinger Ignatius von Loyola, Johannes vom Kreuz und Brigitta von Schweden als prophetische Persönlichkeiten, die in der Zeit ihres Lebens abgelehnt wurden. Tatsächlich scheint das Erleiden solcher Zurückweisung für echte Mystiker die Bedingung zu sein – es ist eines der Dinge, durch die sie von Gott geführt werden, womöglich, um sie näher zu Jesus Christus zu führen, der natürlich die grösste Zurückweisung durch die religiösen Autoritäten Seiner Tage erfuhr.
Daraus folgt, dass die Tatsache, dass die Kongregation für die Glaubenslehre eine Notifikation in Bezug auf die Schriften von Vassula Rydén ausgestellt hatte – und nochmals bestätigte - auf keine Weise begründet, dass diese Schriften unecht sind. Dieses Argument tritt in diesem Fall noch deutlicher zutage durch die Tatsache, dass die Meinungen innerhalb der Kongregation der Glaubenslehre und des Vatikans im Allgemeinen, im Fall Vassula Rydén auseinandergehen.

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